Das Problem des Venenleidens


begann für den Menschen wahrscheinlich schon vor Millionen Jahren mit der Hominisation, d.h. mit der Entwicklung typisch menschlicher Merkmale, wie die aufrechte Körperhaltung und die damit verbundene Belastung der unteren Extremitäten. Durch den aufrechten Gang ist der Höhenunterschied zwischen Kopf und Fuß größer geworden. Für den Blutkreislauf muß erheblich mehr Leistung aufgebracht werden.

Der Blutkreislauf
Obwohl bereits Hippokrates (460-377v.Ch.) zwischen Venen und Arterien unterscheiden konnte, beherrschten jahrhundertelang phantastische Vorstellungen der Galenischen Lehre die Heilkunde. Erst William Harvey ( 1578-1657) erforschte Bau und Funktion des Herzens. Er erkannte den Arterienpuls und die Klappenfunktion der Venen, das Zweikreissystem des Blutstromes. Seitdem weiß man, dass im Herzen zwei Pumpen vereinigt sind. Eine, die das Blut in die Lunge treibt, in der es Sauerstoff aufnimmt, die andere, die dieses mit Sauerstoff angereicherte Blut über die Arterien dann in alle Bereiche des Körpers pumpt. Herzpumpe und Schwerkraft helfen einander das arterielle Blut bergab in die Peripherie u.a.in die Beine zu transportieren. Das arterielle Gefäßsystem ist ein Hochdrucksystem. Der Druck mit dem das Herz das Blut in den Kreislauf pumpt ist der s.g. Blutdruck und liegt zwischen ca. 80-und 120 mm.Hg. Die gleiche Menge Blut muß aber in der gleichen Zeit über Venen- und Lymphwege wieder bergan-entgegen der Schwerkraft gehoben werden. 9000 Liter täglich!


In dem venösen Niederdrucksystem sind ca.80% des gesamten Blutes gespeichert. Für das Gleichgewicht im Beinkreislauf sorgt ein kompliziertes Zusammenspiel von Sohlen-und Muskelpumpen und der Sog des Brustkorbes und Herzens, unterstützt durch ein Ventilsystem in den Venen. Bei jeder Bewegung der Beine kommt es zur Anspannung und Entspannung der Beinmuskulatur. Die anliegenden Venen werden zusammengepresst und wieder ausgedehnt. Diese Pumpbewegung drückt das Blut herzwärts. Sogenannte Venenklappen sorgen in gesunden Venen dafür, dass das Blut nur in eine Richtung, von der Oberfläche in die Tiefe und aus den Beinen Richtung Herz fliessen kann.


Störungen des venösen Transports
Die Funktion der Venen hängt stark von ihrer Spannkraft ab. Gesunde Venen sind eng und besitzen perfekt funktionierende Venenklappen. Bei normaler Bewegungstätigkeit reicht die Muskelpumpe aus, um den Rücktransport des Blutes zum Herzen sicherzustellen. Bei krankhaft erweiterten Venen schliessen die Venenklappen nicht mehr richtig und das Blut sackt in tiefere Venenabschnitte zurück. Bei Bewegungsmangel kommt es zum Blutstau in den Venen und zur Einschränkung des Flüssigkeit und Stoffwechselabtransportes. Dieser als "Versumpfung" zu bezeichnende Vorgang macht sich durch verschiedene Beschwerden bemerkbar und wird oft zuerst an geschwollenen und schweren Beinen bemerkt.

Seit ca. zweieinhalb Jahrtausenden bemüht sich die Heilkunde bei Beinvenenleiden zu helfen. Schon 450 vor Christus empfielt Hippokrates einen Schwamm auf ein Beingeschwür zu legen. Erste ausführliche Beschreibung der Operationstechnik von Krampfadern stammt von dem Römer Aulus Cornelius Celsus (um 40 a.Chr.n.). Zu Beginn des 16.Jahrhunderts spricht man von Ulcus varikosum, das aus Spannadern ensteht und wendet chirurgische Eingriffe bei Venenleiden an.

Im Jahre 1907 gab der Amerikaner W.W.Babcock seine Methode des Stripping der vorderen Stammvene (VSM) bekannt. Der heutige Begriff der Krampfader leitet sich von der "Krummader"ab. Beinvenenleiden sind keine Erkrankungen der Neuzeit. Sie finden ihren Ursprung in der Erbanlage z.B. ererbte Bindegewebsschwäche. Sie können die Folge hormoneller Abweichungen sein, aber auch durch Zirkulationsstörungen unterschiedlichster Art hervorgerufen werden. Sie sind aber in jedem Falle sicht-oder fühlbare Symptome eines gestörten Gleichgewichtes zwischen dem arteriellen Zufluß und dem venösen Rückfluß aus den unteren Extremitäten, den Beinen. Es ist leichtsinnig diese Störung des Gleichgewichtes zu ignorieren!

Inzwischen hat sich das Krampfaderleiden durch das "Zivilisationsverhalten"( Bewegungsmangel, Übergewicht, stehende und sitzende Tätigkeit,etc.) zu einer Volkskrankheit mit steigender Tendenz entwickelt. 10-15% der Erwachsenen leiden an einer ausgeprägten Varikosis der Beine. In Deutschland haben 1,2 Millionen Menschen ein "offenes Bein". Gesamtkosten 1990- 2 Billionen DM.

Damit verbunden ist auch das Problem der bekannten Krampfader-Komplikationen:chronisch venöse Insuffizienz(CVI), Thrombose, postthrombotisches Syndrom, Lungenembolie, "offenes Bein".